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Bericht Interfalk im Toggenburg

Samstag, 9. September

Bei schönstem Spätsommerwetter treffen 4 Interfälkler am Samstagmorgen bei Lorenz in Ennetbühl

ein. Bei Kafi & Gipfeli werden sogleich die verschiedenen Flugprognosen erörtert. Lorenz ist gestern

bereits auf dem Kronberg gewesen und berichtet uns von der tiefen Basis und der Dunstsuppe, in

welcher dieser Startplatz mit 1650müM steckte. Unser Startplatz heute muss deshalb höher liegen

und da gibt es im Toggenburg nicht so viel Auswahl. Mit dem prognostizierten leichten Wind aus

nördlichen Richtungen entscheiden wir uns einstimmig für den Hinterrugg, einer der – je nach

Zählweise - 6 bis 13 Churfirstengipfel mit spektakulärer Rundsicht ins Toggenburg, zum Säntis, ins

Rheintal und auf den Walensee. Ausgangspunkt ist Unterwasser mit Park- und Landeplatz gleich

neben der Bahn. Zuerst geht es mit einer Standseilbahn auf die erste Geländestufe und dann weiter

mit der Seilbahn auf den Chäserrugg. Die Bergstation auf rund 2300m über Meer ist ein moderner

und extravaganter Holzbau und steht prominent zuoberst, mit der bereits erwähnten fantastischen

Rundsicht.

Ein kurzer Fussmarsch bringt uns „einen Rugg“ weiter zum Hinterrugg, an dessen Nordwestende sich

die Startplätze SW – N befinden. Bereits jetzt wabern Kondensationsfetzen auf beiden Seiten von

weiter unten hoch zu uns. Nachdem die ersten gestartet sind, macht es für einen Moment ganz zu.

Beni nutzt das nächste Fenster, ich aber habe einen Fehlstart und muss nochmals büschelen. Nun

darf ich rund eine Stunde warten, bis es wieder aufreisst und ich nach 15 Uhr doch noch in die Luft

komme. Von den anderen weiss ich unterdessen, dass sie die Talseite gequert haben und es drüben

in der Sonne gut gestiegen ist bis zur Wolkenbasis auf rund 2000m. Alle kommen in den Genuss einer

wunderschönen Sightseeingrunde durchs Toggenburg mit seinen verschiedenen, unserer Logik nicht

immer zugänglichen Windsystemen, und drei können ihren Flug mit einer Landung direkt neben dem

Haus von Lorenz abschliessen.

Wie lautete doch gleich die Ausschreibung? „Grill & Chill im Toggenburg“? Also los an Herd & Grill,

und bald geniessen wir im Abendrot der Säntiskette ein reichhaltiges Menü mit einem oder zwei

Gläschen Wein. Und wir stellen einmal mehr fest, wie privilegiert wir doch sind, nur schon durch den

Umstand, in der Schweiz geboren worden zu sein…

 

Sonntag, 10. September

Der Sonntag beginnt so wie der Samstag aufgehört hat, nämlich mit Essen 😊. Da sich Wetterlage und

Flugprognosen praktisch nicht verändert haben, ist die Entscheidung für den Startplatz heute

einfach: Chäser- bzw. Hinterrugg wie gestern, nur früher. Heute wollen wir vor 12 Uhr in der Luft

sein, drum heisst es jetzt: „Fertig mit Brunch und Flugzeuge verladen.“ An der Bahn hat es heute

erstaunlicherweise weniger Leute als gestern und so kommen wir flüssig hoch. Ausser Lorenz, der

nochmals zurückfährt um sein vergessenes Handy zu holen. Oben angekommen zieht die Thermik

von der Walenseeseite die senkrechten Felswände hoch und es kumuliert wie gestern ca. 300m

weiter unten. Wir machen uns schnell startbereit und nützen die letzten Minuten, um noch durch

den Schlitz zu fliegen bevor die Nebelwand geschlossen steht. Lorenz ist nun auch oben

angekommen und entscheidet sich von Anfang an zum Abstieg an einen tiefer gelegenen Startplatz.

Trotzdem muss er dort rund eine Stunde warten, bis der Blick ins Tal wieder offen und der Start

möglich ist. Die Querung zur Säntisseite geht heute besser und schon bald finden wir uns oberhalb

von Wildhus an den schroffen Kalkwänden des Schafbergs wieder. Wir erkunden wieder Neuland und

machen einen Abstecher Richtung Nordost ins Rheintal. Es kumuliert den Felswänden entlang und

wir machen ein, zwei Kilometer. Dann allerdings sehen wir einen grossen Pferch mit Schafen, bereit

für den Alpabzug und drehen deshalb ab. Zurück über dem Badesee nördlich von Unterwasser heisst

es Maximalhöhe zu machen, um über den Windenpass ins Luterental zu gelangen. Ich versuche es

nahe am Gelände beim Lüthispitz mit der Idee, dort evtl. noch ein wenig hochsoaren zu können.

Fehlanzeige: Ich stehe plötzlich hinter zwei Rippen in unangenehmen Leeturbulenzen, muss

abdrehen und mich wieder zum Vorberg beim Seeli runterspülen lassen. Nun sind Beni und Birdy

dran. Sie drehen hoch auf, fliegen mittig auf die Passhöhe zu und schaffen es. Ich halte mich beim

zweiten Versuch mit Erfolg auch an dieses Rezept. Pirmin kann nicht genügend Höhe machen, bleibt

im Haupttal und wird später das Auto zurückfahren.

Weiter nordwestlich fliegen wir über das Ofenloch, einen tief in die Nagelfluh eingefressenen

Canyon, bevor wir einer nach dem anderen mit einem breiten Grinsen im Gesicht bei Lorenz landen.

Es ist erst 15 Uhr, ein zünftiges Zvieri zur Stärkung wäre jetzt nicht schlecht. Es hat noch Resten von

gestern im Kühlschrank und auf dem Elektrogrill brutzeln bald einige Bratwürste. Ein rundum tolles

Flugwochenende im Toggenburg geht langsam zu Ende und wir packen unsere Siebensachen und

machen uns auf die Heimreise.

DANKE LORENZ FÜR DIE GASTFREUNDSCHAFT UND DIE ORGANISATION - WIR KOMMEN GERNE

WIEDER!